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Stolperstein-Verlegung in Plänterwald am 1. September 2025, 15.00 Uhr vor dem Haus Defreggerstraße 10

September 1 um 15:00

Stolperstein-Verlegung in Plänterwald am 1. September 2025, 15.00 Uhr

vor dem Haus Defreggerstraße 10

Schon vor hundert Jahren war das Wohngebiet am Treptower Park sehr beliebt. Neben evangelischen, katholischen und konfessionslosen lebten auch viele jüdische Familien hier im Viertel, und die meisten Bewohner pflegten eine gute Nachbarschaft. Zahlreiche Juden zogen im I. Weltkrieg freiwillig „für Kaiser und Vaterland“ ins Feld. Sie waren allseits geachtete Bürger. Erst als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen und den Spaltpilz des Antisemitismus verbreiteten, verschlechterten sich die Beziehungen. Jüdische Bewohner der Häuser zwischen Moosdorf- und Klingerstraße wurden in zunehmendem Maße drangsaliert und entrechtet, schließlich aus ihren Wohnungen vertrieben und in Ghettos oder Konzentrationslager deportiert. Kaum einer von ihnen hat diese Schreckenszeit überlebt.

Mit Stolpersteinen an sie und andere NS-Opfer zu erinnern, hat sich die Stolperstein-Initiative vom Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Treptow (BdA) zur Aufgabe gemacht. In Plänterwald liegen solche Gedenksteine bereits vor den Häusern Moosdorfstraße 3 und 4, Puderstraße 22, Rethelstraße 6a und Am Treptower Park 49. Vier weitere Stolpersteine kommen jetzt hinzu.

Am 01. September, dem Antikriegstag, werden wir sie um 15.00 Uhr vor dem Haus Defreggerstraße 10 für Else und Hermann Einhorn sowie Blima und Jakob Strenger verlegen.

Die Wohnung der Einhorns war zeitweise auch das Zuhause von Hermanns Schwester Blima und ihrem Ehemann Jakob. Wie alle Jüdinnen und Juden mussten beide Familien ab 1933 ständig wachsende Repressalien erdulden. Hermann Einhorn war gezwungen, seine Holzhandlung aufzulösen, die sich gleich um die Ecke in der Rethelstraße 5 befand. Die Nazis entzogen ihm und seiner Frau die deutsche Staatsbürgerschaft. Als „Staatenlose“ wurden beide am 15. August 1942 ins Ghetto Riga deportiert und kurz darauf ermordet.

Jakob Strenger war als polnischer Staatsbürger bereits im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ im Oktober 1938 nach Polen ausgewiesen worden. Im Internierungslager Bentschen (heute Zbaszyn) verliert sich 1939 seine Spur. Auf der Suche nach ihm kehrte Blima im Juli 1939 in ihre Heimatstadt Grybow im Süden Polens zurück. Dort wurde sie am 20. August 1942 erschossen und in Biala Nizna in einem Massengrab verscharrt.

Den beiden Söhnen der Einhorns, Hans und Helmut, gelang noch 1939 die Flucht aus Deutschland. Hans ging nach England, und Helmut wanderte mit seiner Frau Ester nach Neuseeland aus. Auch die Söhne der Strengers, Max und Adi, konnten sich dem Zugriff der Nazis entziehen. Max fand in Argentinien und Adi in Palästina eine neue Heimat.

Wir freuen uns sehr, dass zur Verlegung der vier Stolpersteine Frau Prof. Barbara Einhorn, die in Neuseeland lebende Enkeltochter von Else und Hermann Einhorn und Großnichte von Blima und Jakob Strenger, vom anderen Ende der Welt nach Berlin kommen wird.

Details

Datum:
September 1
Zeit:
15:00